Kommunikationsförderung

Unterstützte Kommunikation (UK)

Die Einschulung nicht sprechender und hörgeschädigter Schüler in den Jahren 2003 bis 2005 in die damalige Unterstufe der Fidelisschule, führte zu einer ersten intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Unterstützte Kommunikation.
In den letzten Jahren haben ca. 15 - 20% der Schüler und Schülerinnen an der Fidelisschule einen konkreten Bedarf an UK.

I. Allgemeines

Was ist unterstützte Kommunikation?

Unterstützte Kommunikation (englisch: „Augmentative and Alternative Communication“, abgekürzt AAC) ist der Oberbegriff für alle pädagogischen oder therapeutischen Maßnahmen zur Erweiterung der kommunikativen Möglichkeiten von Menschen, die nicht oder nur eingeschränkt über Lautsprache verfügen. Unterstützte Kommunikation möchte kommunikationsbeeinträchtigten Menschen mehr Chancen für eine effektive Verständigung geben.

Wer braucht Unterstützte Kommunikation?

Alle Menschen, die sich nicht oder nur unzureichend mit Lautsprache verständigen können, brauchen Unterstützung in ihrer Kommunikation. Das können Menschen sein, die: 

  • nur unartikulierte Laute produzieren
  • wenige verständliche Wörter, Sätze oder Satzteile sprechen
  • schwer verständlich sprechen
  • eine geeignete Alternative zur Lautsprache benötigen, da diese für sie zu komplex ist

Welche Kommunikationsformen gibt es?

Körpereigene Kommunikationsformen

Externe Kommunikationsformen
elektronische und nichtelektronische  Hilfen

FC (Facilitatet Communication)
Gestützte Kommunikation
 

  • Laute
  • Gebärden
  • Mimik und Gestik (Zeigen, Blickbewegung, Ja-Nein-Zeichen)
  • reale Gegenstände
  • Foto-, Bild-, Symbol- oder Wortkarten
  • Kommunikationstafeln- und -ordner, Tagebuch
  • Taster ohne Sprachausgabe
  • Einfache Tastengeräte mit Sprachausgabe
  • Talker
  • Tablets, Personal Computer + spezielle Software

Eine Stützperson bietet dem FC- Anwender physische und psychische Hilfestellung. Hierbei wird dem gestützten Schüler ein gezieltes Zeigen auf Objekte, Bilder, Symbole, Wörter, Buchstaben ermöglicht.

Körpereigene Kommunikationsformen

Körpereigene Kommunikationsformen sind jederzeit verfügbar und erlauben eine schnelle, spontane, ortsunabhängige Kommunikation; jedoch sind körpereigene Kommunikationsformen oft nur für Eingeweihte verständlich (z.B. Gebärden) und sie erfordern die körperliche Nähe und Aufmerksamkeit des Partners. Darüber hinaus gestaltet sich eine Kommunikation über komplexe Inhalte eher als schwierig.

Gebärden

Folgende Gebärdensysteme sind zu unterscheiden:

  • Die deutsche Gebärdensprache DGS (eigenständiges Sprachsystem der Gehörlosen)
  • Lautsprachbegleitende Gebärden LBG (Wort für Wort wird gebärdet)
  • Lautsprachunterstützende Gebärden LUG (Schlüsselwörter werden gebärdet)

Gebärden können eine sprachersetzende, sprachanbahnende und/ oder sprachunterstützende Funktion haben. Sprachunterstützende Gebärden sind einfache motorische Handzeichen, die das Sprechen begleiten und verständlicher machen können. Manche Schüler haben Schwierigkeiten, das gesprochene Wort zu verstehen. Mit Hilfe einer Gebärde wird das Wortverständnis erleichtert. Manche Schüler sprechen undeutlich und können sich mit Hilfe einer Gebärde verständlicher ausdrücken. Auch die Begriffsbildung wird dadurch gefördert. Für viele Schüler erlangen Worte erst eine Bedeutung durch die „motorischen Bilder“ der Gebärde.

Externe Kommunikationsform – nichtelektronische Hilfen

Kommunikationstafeln, Kommunikationsordner

Zur Unterstützung der Kommunikation können verschiedene Systeme benutzt werden: Fotos, Zeichnungen, Bilder, Abbildungen, „Ja- Nein- Karten“ sowie Buchstaben-, Wort- und Satzkarten. Die Bilder- und Symbolsammlungen können auf verschiedene Arten dargeboten werden z.B.: in einem Ordner, in Fotoeinsteckalben, als laminiertes Einzelfoto, als Tafel oder in verschiedenen Einsteckhüllen. Da nur eine begrenzte Anzahl von Bildern und Symbolen zur Verfügung stehen und die Kommunikationstafeln bzw. Kommunikationsordner vom betreffenden Schüler überall mitgeführt werden müssen, ist deren Einsatz nur eingeschränkt möglich und eine Kommunikation über komplexe Inhalte gestaltet sich eher als schwierig.

Externe Kommunikationsform - elektronische Hilfsmittel

Folgende Geräte sind zu unterscheiden:

  • Geräte mit Sprachausgabe geben das, was der Nutzer sagen möchte, in Lautsprache wieder. Bei diesen Hilfsmitteln unterscheidet man zwischen natürlicher und synthetischer Sprachausgabe.
  • Geräte ohne Sprachausgabe sind einfache Geräte. In Verbindung mit einem Taster wird ein beliebiges elektrisches Gerät in Gang gesetzt, welches durch seine Inbetriebnahme auf die erwünschte Kommunikation aufmerksam macht und als „Kommunikationsanbahnung“ dient.
II. Unterstützte Kommunikation an der Fidelisschule

Die Fidelisschule bietet für jeden Schüler ein individuelles, bedürfnisorientiertes Kommunikationssystem. Dabei steht das Ziel im Vordergrund, sämtliche Kommunikationsmöglichkeiten des Schülers auszuschöpfen und mit ihm zusammen weiterzuentwickeln, um ihm einen verbesserten Austausch mit seiner sozialen Umwelt zu ermöglichen. Der Schüler erhält die Möglichkeit, unterschiedliche Kommunikationssysteme auszuprobieren und soll positive Kommunikationserfahrungen machen.
Kommunikationsförderung ist an der Fidelisschule ein durchgängiges Unterrichtsprinzip. Sie findet sowohl in Einzel- als auch im Klassenunterricht statt. Darüber hinaus schafft die Schule viele natürliche Lernanlässe, um die Kommunikation der Schüler zu fördern.

Gebärdenunterstützte Kommunikation an der Fidelisschule

Bereits mit dem Eintritt in die Grundstufe der Fidelisschule lernen alle Schülerinnen und Schüler Gebärden kennen. Bei der morgendlichen Begrüßung oder beim Erlernen von Liedern werden lautsprachunterstützte Gebärden eingeführt. Allmählich kommen weitere Gebärden für Begriffe hinzu, die den Tagesablauf strukturieren. Hierbei werden die Gebärden für die Wochentage und für den Stundenplan eingeführt.
Durch die tägliche Wiederholung prägen sich die einzelnen Gebärden ein. Bereits nach dem ersten Schulhalbjahr können die meisten Schülerinnen und Schüler selbständig einzelne Gebärden anwenden. Bei den meisten Schülern genügt es, durch „vormachen und nachmachen“ den Ablauf einer Gebärde einzuführen. Kinder, die in ihrer Motorik eingeschränkt sind, werden durch die Lehrkräfte bei der Ausführung der Gebärden unterstützt und differenziert angeleitet.

Das Kollegium der Fidelisschule hat sich dafür entschieden, Lautsprachunterstützte Gebärden einzusetzen. Die Fidelisschule orientiert sich bei der Anwendung und Vermittlung lautsprachunterstützter Gebärden an der Gebärdensammlung „Schau doch meine Hände an“.

Übungen zur Lautdifferenzierung werden durch Lautgebärden optisch unterstützt und bieten den Schülern eine zusätzliche Hilfe. Bei der Einführung von Lautgebärden lernen die Schülerinnen und Schüler zunächst die Gebärde für den Anfangsbuchstaben ihres Vornamens kennen.

Die Fidelisschule verwendet Lautgebärden für Buchstaben nach dem Leselehrgang „Lesen mit Hand und Fuß“.

Nicht-elektronische Hilfsmittel (Symbolunterstützte Kommunikation) 

Neben der Anwendung von Gebärden lernen die Schüler auch Fotos, Piktogramme und Symbole als zusätzliches Kommunikationsmittel kennen und anwenden. Einzelne Schüler verfügen über ein Kommunikationsbuch, das ihnen hilft, ihre mangelnde Sprachkompetenz auszugleichen, und persönliche Bedürfnisse und Erlebnisse mitzuteilen. Bei der Erstellung dieser Kommunikationsbücher ist die individuelle Entwicklung des einzelnen Schülers ausschlaggebend. 
Um eine gewisse Standardisierung bei der Verwendung von Bildern und Symbolen zu erreichen, werden an der Fidelisschule folgende 
Symbolsammlungen eingesetzt: